Ischtar

Ischtar
Ịschtar
 
[akkadisch], die bedeutendste babylonische Göttin, deshalb auch Bezeichnung für Göttin schlechthin im babylonisch-assyrischen Pantheon. Ischtar wurde im gesamten Alten Orient (unter verschiedenen Namen) verehrt; wichtige Kultorte befanden sich in Uruk, Akkad und Ninive. In Sumer entsprach ihr Inanna (»Himmelsherrscherin«) oder Innini, bei den Hurritern und Hethitern Schauschga, in Syrien-Palästina Astarte. Ischtar verkörpert gegensätzliche Aspekte: Sie ist Göttin der Liebe und des Geschlechtslebens (ihr Symbol ist der Venusstern), aber auch Herrin des Krieges. Sie ist »jungfräulich«, gilt aber als göttliche Geliebte schlechthin. Ihren Geliebten Tammuz fordert sie aus der Unterwelt zurück, während sie dort weilt, ist die Erde mit Unfruchtbarkeit geschlagen. Gilgameschs Zurückweisung versetzt sie in Zorn. Nach einigen örtlichen Traditionen ist sie Gattin des Himmelsgottes Anu oder des Assur. Uneinheitlich wird auch ihre Herkunft von Anu oder dem Mondgott Sin (sumerisch Nanna) angegeben; immer ist sie Schwester des Sonnengottes Schamasch (sumerisch Utu). - Das u. a. in frühgeschichtlicher Zeit ihren Abbildungen beigegebene Schilfringbündel symbolisiert Ischtar oder vielmehr Innanna als Ernährerin der Herde. Im Tempelbau wurde der alte Typ des Herdtempels bis in mittelassyrische Zeit tradiert (Assur), in einigen Tempeln ist auch ein niedriger Herd oder Altar nachgewiesen (Tepe Gaura; kassitische Ischtar-Tempel von Uruk). Auf akkadischen Rollsiegeln trägt sie die Hörnerkrone (wie alle Götter) und das Kaunakesgewand, das auf assyrischen Rollsiegeln noch nachwirkt, ebenso das Schilfringbündel. Strahlen oder Waffen ragen aus ihren Schultern oder Flügeln, z. B. auf den altbabylonischen Triumphreliefs von Sar-e Pul in Iran (um 1900 v. Chr.). Die Beziehung von Waffen und Strahlen wird durch die Rosetten auf babylonischen Grenzsteinen deutlich. Ihr zugeordnet war der Löwe, auf dem sie stehend dargestellt sein kann, in ihren Tempeln fanden sich auch Plastiken von Löwenpaaren. Liegende Tonfigürchen einer nackten Göttin werden eher der Astarte zugeschrieben.
 
 
Hb. der Religionsgesch., hg. v. J. P. Asmussen u. a., Bd. 2 (a. d. Dän., 1972).
 
Weitere Literatur: babylonische Kultur (Religion).

Universal-Lexikon. 2012.

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